Siegel der Universität Augsburg

Universität Augsburg
Institut für Mathematik

Siegel der Universität Augsburg

 

Oberseminar Didaktik der Mathematik

 

Dr. Klaus Rödler
Fachdidaktiker, Fortbildner und promovierter Grundschullehrer, Frankfurt)

 
spricht am
 
Montag, 14. Mai 2018
 
um
 
17:30 Uhr
 
im
 
Raum 1010 (L1)
 
über das Thema:
 

»Rechnen-durch-Handeln: Fachdidaktische Impulse aus kulturhistorischer Perspektive«

Abstract:
Alles Rechnen ist ein Rechnen mit Zahlen! Daher braucht man Zahlen, um zu rechnen. Aus diesem Grund beginnt jede neue Stufe des Rechnens mit der Klärung der Zahlen des jeweiligen Zahlenraumes. Dafür wird die Zahlwortreihe gefestigt und entwickelt, werden die Zahlzeichen kennengelernt und beides mit kardinalen Darstellungen in Verbindung gebracht. Erst auf der Grundlage solchermaßen fundierter Zahlen wird im zweiten Schritt gerechnet. Unter kulturhistorischem Blick erscheint der Anfang ein anderer. Kulturhistorisch steht nicht die Zahlwortreihe, sondern stehen konkrete Zahlen am Anfang der Entwicklung, materielle Abbildungen der Wirklichkeit. Die Zahlwortreihe entwickelt sich erst auf der Grundlage von Handlungserfahrungen. Ebenso entwickelt sich die Ebene der Zahlzeichen und mit diesen das kulturelle Zahlkonzept. Den Grad der Verschlüsselung, den unser Stellenwertsystem auszeichnet, haben die Menschen über tausende von Jahren zu vermeiden gesucht. Dafür gibt es viele Belege. Dies ist ein Indiz dafür, was die unterrichtliche Hürde für schwächere Rechner ist: Es sind unsere Zahlen. Es ist unser Stellenwertsystem. Der Blick auf frühere Zahlvorstellungen, Zahlzeichen und Rechenverfahren erlaubt es, eine didaktische Systematik zu entwickeln, die nicht mit der gesprochenen und der geschriebenen Zahl, nicht mit der Zahlwortreihe und unsere Stellenwertzahlen beginnt, sondern mit einer Zahl, die ihren Wert in sich trägt und unmittelbar zeigt: der in analoger Abbildung gefundenen konkreten Zahl. Die Arbeit auf der Grundlage dieses frühen Zahlkonzepts führt - vor dem Hintergrund der Wahrnehmungsgrenzen - zur Notwendigkeit der Strukturbildung. Ganz analog der Kulturgeschichte der Zahl wachsen der dezimale Ausbau und die Idee fortgesetzter Bündelung, die unser Stellenwertsystem erst hilfreich macht, auf dieser Grundlage. Im Vortrag wird gezeigt, wie die Arbeit auf unterschiedlichen Abstraktionsniveaus es erlaubt, den inneren Zahlbegriff der Lernenden allmählich zu entwickeln und gleichzeitig sicherzustellen, dass alle Kinder, unabhängig von deren Leistungsfähigkeit, von der Arbeit am gemeinsamen Gegenstand des Rechnenlernens profitieren.

 

Hierzu ergeht herzliche Einladung.
Prof. Dr. Reinhard Oldenburg



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