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Für ein Rektorat neuer Initiativen

Statement auf der Sitzung des Erweiterten Senats am 30. April 2003

Als Rektor möchte ich für die Menschen da sein, die an unserer Universität arbeiten und studieren, und die Entwicklungen der Institutionen mitprägen, die zusammen die Universität ausmachen.

Die Menschen

Professorinnen und Professoren berufen sich bei der Ausübung ihres Amtes in besonderem Maß darauf, dass Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre frei sind. Diese Freiheit zu wahren ist mir wichtig. Natürlich werden wir uns immer auch an Gemeinschaftsinitiativen beteiligen, so wie der High-Tech-Offensive Zukunft Bayern oder Forschungsunternehmen, die zielgerichtet koordiniert sind oder zweckgebunden angestoßen werden. Aber es muss meines Erachtens an der Universität Augsburg immer auch Raum sein für eine durch Fachkompetenz gerechtfertigte Individualforschung. Eine zweckfreie Forschung, die auf Neues aus ist ohne direkte Verwertungsabsicht, bleibt unabdingbar, wenn wir der Verpflichtung gerecht werden wollen, die mit der in der Verfassung garantierten Freiheit einhergeht.

Die Studenten und Studentinnen bilden die zahlenmäßig größte Gruppe. Ich würde als Rektor die wichtigste Herausforderung darin sehen, dass jeder unserer Studiengänge akzeptable Studienbedingungen bietet und an die neuesten Erkenntnisse des jeweiligen Fachs heranführt. Besonders am Herzen liegt mir, dass in allen Fächern auch eine gediegene Ausbildung im medialen Bereich vermittelt wird, um unseren Absolventen die Startchancen ins Arbeitsleben zu optimieren. Ich würde die internationalen Austauschprogramme forcieren, damit mehr Studierende als bisher Europäisierung und Internationalisierung selbst erleben und als Teil ihrer Zukunft wahrnehmen.

Von den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der heterogensten Gruppe an der Universität, wollen sich die meisten auf befristeten Stellen durch Promotion oder Habilitation weiter qualifizieren. Als Rektor wäre mir wichtig, die Qualifizierungswege von Hürden frei zu halten. So würde ich mich für eine Erhöhung des Frauenanteils einsetzen, für eine Verkürzung von Promotionszeiten, für eine Straffung des Habilitationsverfahrens und für eine eine hausinterne Ausschreibung der freien Stellen, deren Fehlen in der jüngsten Mitarbeiterbefragung moniert wird. Atmosphärische und administrative Verbesserungen können wissenschaftliche Glanzleistungen nicht ersetzen, aber sie spornen an.

Das wissenschaftsstützende Personal trägt zum Funktionieren der Gesamtuniversität unübersehbar und auf vielfältige Weise bei. Ich finde deshalb bedauerlich, dass in der Mitarbeiterbefragung diese Gruppe, die mit ihrer Arbeit die Grundlage legt, damit andere sich qualifizieren können, die eigenen Qualifizierungschancen als unbefriedigend einstuft. Als Rektor ist es mir zwar nicht gegeben, den BAT neu zu schreiben, aber ich werde mich immer für Anerkennung und Zufriedenheit am Arbeitsplatz einsetzen. Und was die Qualifizierungschancen angeht: Die bestehenden Möglichkeiten der Mitarbeiterfortbildung und -schulung sollten wir durchaus noch weiter ausbauen.

Die Institutionen

Die derzeit sechs und demnächst sieben Fakultäten sind für mich die tragenden Säulen der Universität Augsburg. Sie vermitteln mit hinreichender Deutlichkeit, dass anspruchsvolle Wissenschaft immer komplex und nie eindimensional ist. Einem Ansinnen, die Geisteswissenschaften einzustellen, oder Vorstellungen, Kunst und Musik auszugliedern, wie vom früheren Hochschulratsvorsitzenden vorgebracht, würde ich als Rektor in derselben Öffentlichkeit widersprechen, in der sie lanciert werden; als Nichtrektor habe ich in der Gesellschaft der Freunde dagegen angekämpft, wann immer ich Gelegenheit dazu hatte. Ein breites Fächerangebot ist Voraussetzung dafür, dass wir moderne Studiengänge von hoher Attraktivität anbieten, zeitgemäße fach- und fakultätsübergreifende Verzahnungen realisieren und der Zukunft nicht nachlaufen, sondern sie mitgestalten. In einer zielgenauen und sorgfältigen Berufungspolitik der Fakultäten liegt für mich der Garant, angedachte Entwicklungslinien zu verwirklichen und die Potenz zu maximieren, in verschiedenen Bereichen Schwerpunkte herauszubilden. Ich sehe es als vornehmste Pflicht von Senat und Hochschulleitung an, mit aller Kraft zu helfen, diese Ziele in die Tat umzusetzen.

All das kann nur funktionieren, wenn der Rahmen es zulässt. Dazu zählen auch die Dienstleistungen, die von den Zentralen Einrichtungen und von der Universitätsverwaltung bereit gestellt werden. Wenn wir wachsen und von unseren zentralen Stellen mehr Zuarbeit verlangen, müssen die Kapazitäten dort das auch hergeben können. Zum Beispiel wäre es mir als Rektor ein Anliegen, den Vollzug des Europäischen Kreditpunktetransfersystems so zu regeln, dass die eh schon knappen Ressourcen optimal eingesetzt werden.

Die Ressourcen der Institutionen setzen sich zusammen aus Stellen und Mitteln, und in diesem Bereich werden in der nächsten Legislaturperiode massive Probleme zu meistern sein. Als Rektor würde ich eine dreispurige Strategie verfolgen. Erstens zeigt aus meiner Sicht die Etatisierung der vorfinanzierten Stellen aus der High-Tech-Offensive in Augsburg wie auch in Regensburg oder in Würzburg, was Erfolg verspricht: Wenn unsere Projekte zukunftsträchtig sind, dann finden wir auch die Unterstützung der Politiker. Alles deutet darauf hin, dass wir für die aus Bundesmitteln vorfinanzierten EKM-Stellen der Physik auf Grund der hervorragenden Leistungen der Arbeitsgruppen ähnlich zuversichtlich sein dürfen. Zweitens haben wir die Möglichkeiten der Drittmitteleinwerbung noch lange nicht ausgeschöpft, insbesondere mit Blick auf die Mittel aus der Europäischen Union. Der Nachholbedarf scheint mir hier bei den Geisteswissenschaften am vordringlichsten. Für mich als Rektor hätte es höchste Priorität, einerseits durch unterstützende Rahmenbedingungen solchen Initiativen zum Erfolg zu verhelfen, andererseits offensiv nach außen klarzustellen, dass die Mitteleinwerbung im Bereich der Lehrerbildung nicht die Größenordnung erreichen kann wie etwa die Mitteleinwerbung einer Experimentalphysik. Drittens sähe ich mich als Rektor in der Pflicht, dem Gesetzgeber immer wieder die vorhersehbare Überlast vor Augen zu führen und auf eine angemessene Erhöhung von Mitteln und Stellen zu drängen, zur Not in Form befristeter Überlastprogramme. Dabei werden wir um so glaubwürdiger sein, je erfolgreicher wir die beiden ersten Punkte umsetzen.

Ein besonderes institutionelles Gewicht hat für mich Europäisierung und Internationalisierung. Die wachsende Zahl unserer Studierenden, die einen Auslandsaufenthalt in ihr Studium integrieren, die erfreuliche Anzahl von Ausländern, die wir auf unserem Campus zu Gast haben, die steigende Notwendigkeit, Mittel auch aus nichtdeutschen Quellen einzuwerben: Dies sind nur einige der Aufgaben, die ich in nächster Zukunft sehe. Ich stehe für ein Rektorat neuer Initiativen, diese Aufgaben anzugehen: etwa durch gebündelte Dienste unseres Akademischen Auslandsamts, durch umfassende Angebote unseres Sprachenzentrums, durch Professionalisierung der Mittelakquisition, durch aktive Pflege unserer Partnerschaften, durch eine gewinnende Außendarstellung unserer Universität. Dass wir kommunizieren ist nicht genug; es kommt darauf an, was wir kommunizieren. Dass wir kooperieren ist sowieso klar; entscheidend ist, mit wem. Und wenn Sie Ihre Stimme zu geeigneter Zeit mir geben, dann ist aus meiner Sicht auch der Konsens auf den besten Weg gebracht.

Friedrich Pukelsheim

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